Tja. Nach sehr vielen Jahren des Suchens habe ich mich entschlossen, dass ich Atheist bin. Ich habe da wohl eine ganz typische Entwicklung durchgemacht. Als Protestant aufgewachsen und erzogen habe ich im Alter von 14 Jahren einen völlig normalen Anfall von Religiosität erfahren - schließlich stand die Konfirmation an und lockte mit Geschenken. Dafür war mir das Jahr Konfirmationsunterricht durchaus recht - und die Konfirmandenfreizeit ist für einen pubertierenden Jugendlichen durchaus auch verlockend.
Ich werde jetzt nicht in den Fehler vieler Atheisten verfallen und das alles als Zeitverschwendung abschreiben. Im Gegenteil: Eine solide Grundausbildung in der regional bevorzugten Religion trägt sehr viel zum allgemeinen Verständnis der Gesellschaft bei, auch wenn ich auf das Auswendiglernen von Kirchenliedern gut hätte verzichten können.
Später hat es mich noch einmal recht stark zu Buddhismus und zur Reinkarnation hingezogen, speziell die geschlossene Philosophie hat mir recht gut gefallen. Tatsächlich hat mich ein alter Kirchentheoretiker (Wilhelm von Ockham) davon überzeugt, dass man das alles dann auch weglassen kann.
Was bleibt übrig: Die Überzeugung, dass das soziale Verhalten gegenüber meinen Mitmenschen vielleicht nicht unbedingt mir direkt, aber der Gemeinschaft insgesamt nützt und eventuell dann doch auf mich zurückfällt. Ich kann nett zu anderen sein, ohne dass mir jemand mit dem ewigen Verderben drohen oder mit dem Paradies locken muss. Wir haben dieses eine Leben und aus dem sollten wir das beste machen, sollte es am Ende anders sein, schadet es nichts.
Viele Religionskritiker führen an, dass die Religion in der Vergangenheit schlimmes angerichtet hat. Kriege, Unterdrückung, Folter und jede andere wie auch immer geartete Widerwärtigkeit, die man seinen Mitmenschen antun kann. Ich vertrete die gewagte These, dass die Religionen dafür nichts können. Hätte vor 2000 Jahren die Menschheit in einem luziden Moment jede Religion abgeschafft, hätten wir mit großer Sicherheit genau das selbe erlebt. Dann eben unter einem anderen Vorwand. Denn nicht Religionen begehen Gräßliches, sondern Menschen. Und denen ist jeder noch so fadenscheinige Vorwand zu Rechtfertigung recht.
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